Geschichte der Gemeinde Hohenrain
Mit "Farihcin" begint die Geschichte Mit dem Eintrag des Siedlungsnamens "Farihcin" - dem heutigen Ferren - ins Zinsgüterverzeichnis der Fraumünsterabtei Zürich im Jahre 893 tritt erstmals heutiges Gemeindegebiet ins Licht schriftlicher Überlieferung. Die eigentliche Geschichte Hohenrains beginnt. Johanniter in Hohenrain Angelpunkt dieser Geschichte wurde für einige Jahrhunderte die Johanniterkommende. Sie wurde - sehr wahrscheinlich - um 1180 von Ritter Rudolf von Hohenrain gegründet. Bei den Johannitern handelt es sich um den ältesten geistlichen Ritterorden. Er entstand um 1100 in Jerusalem und machte es sich zur Pflicht, Heiliglandpilger zu verpflegen und ihnen bewaffneten Schutz zu gewähren. Diesen Schutz übernahmen die Ordensritter, während die Ordenspriester für die religiöse Betreuung verantwortlich waren; die Ordensbrüder nahmen sich der Kranken an. Die Zeichen der Johanniter war und ist das achtspitzige weisse Kreuz auf schwarzem Hintergrund. Der Orden hatte im Mittelalter ungefähr 700 Niederlassungen, sogenannte Kommenden. Auf dem Gebiet der heutigen Schweiz wurden bis Ende des 15. Jahrhunderts 28 Johanniterhäuser gegründet, wovon viele aber bald wieder eingingen. Die Kommende – und damit auch Hohenrain – wird in einer Schenkungsurkunde aus dem Jahre 1182 erstmals erwähnt. Darin bestätigen die Erben des Ordensmitgliedes Ludwig von Malters die Schenkung seines Gutes zu Schongau an das Johanniterhaus in Hohenrain. Über die Gründung selbst geben keine zeitgenössischen Quellen Auskunft. Nach G. Boesch kann Ritter Rudolf von Hohenrain, ein Dienstmann der Freiherren von Eschenbach, als Gründer der Kommende angesehen werden. Ritter Rudolf verschenkte vermutlich um 1182 seine Burg und seinen Grundbesitz den Johannitern und trat in den Orden ein. Nach der Umwandlung des Stammsitzes in eine Ordenskommende soll sich die Familie nach Kleinwangen zurückgezogen und dort auf dem Rütihubel eine neue Burg errichtet haben. Somit könnte Ritter Rudolf von Hohenrain mit jenem Ritter Rudolf von Kleinwangen identisch sein, der in Urkunden aus dem 16. Jahrhundert als Stifter der Kommende genannt wird. Bei der Gründung der Johanniterkommende scheinen die Freiherren von Eschenbach einen entscheidenden Einfluss ausgeübt zu haben, denn die Kommende entstand in ihrem Interessengebiet, an der Strasse, die vom Aargau her über Hitzkirch, Heidegg, Hohenrain, Alt-Eschenbach nach Luzern führte und hier den Anschluss an die Gotthardroute fand. Die Kommende blühte rasch auf und konnte bereits im 13. Jahrhundert dank Schenkungen, Kauf und Abtausch von Gütern in ihrer unmittelbaren Umgebung einen gewissen Herrschaftsanspruch geltend machen. In diesem Bereich, der sich in etwa mit den Grenzen der heutigen Einwohnergemeinde deckt, übten die Johanniter die niedere Gerichtsbarkeit aus. Schon früh gelangte das Ritterhaus auch in den Besitz der Kirchen von Hohenrain/Kleinwangen, Römerswil, Aesch, Abtwil, Dietwil und Seengen. Dem raschen Aufschwung folgte ein ebenso rascher Niedergang. Misswirtschaft und hohe Abgaben an die Ordensleitung führten ab 1300 zu Güterverkäufen und Verschuldungen. Nach dem Burgrechtsvertrag mit Luzern im Jahre 1413 geriet das Ordenshaus immer mehr unter die Aufsicht des aufstrebenden Stadtstaates. Wegen andauernder Schuldenwirtschaft, vielfältiger Klagen über lockere Sitten und die Vernachlässigung der seelsorgerischen Aufgaben sah sich Luzern seit den Reformationswirren immer wieder veranlasst, in Hohenrain für Ordnung zu sorgen. Der Untergang der Alten Eidgenossenschaft im Jahre 1798 beschleunigte das Ende der Johanniterkommende. Die mittelalterlichen Feudalrechte wurden aufgehoben, Zehnten und Grundzinsen, das wirtschaftliche Rückgrat der Kommende, als ablösbar erklärt. Die Säkularisierung der geistlichen Fürstentümer in Deutschland erschütterte auch die Rechtsgrundlagen der Kommenden in der Schweiz. Um zu verhindern, dass die Johannitergüter von Hohenrain in den Besitz ausländischer Fürstenhäuser überging, verfügte die Luzerner Regierung 1807 die Liquidation des verschuldeten Ordenshauses zuhanden des Kantons. Der letzte Komtur Johann Freiherr von Ligertz wurde mit einer angemessenen Rente auf Lebenszeit versehen. Er konnte seinen Lebensabend in Hohenrain verbringen, wo er am 29. Mai 1819 starb. Schon am folgenden Tag nahm der Kanton Luzern endgültig Besitz von der Kommende mit den dazu gehörenden 400 Jucharten (ca. 145 ha) Land und Wald. 1847 eröffnete der Kanton in den ehemaligen Gebäuden der Kommende die Kantonale Taubstummenanstalt, womit das Haus wiederum karitativen Zwecken diente. Turm Roten Der Turm Roten, der alte Wohnturm der Kommende, ist das markante Wahrzeichen der Gemeinde. Er steht als roter Zinnturm auch in unserem Gemeindewappen. Der Roten wurde um 1300 gleichzeitig wie der Wasserturm in Luzern gebaut und ist in seiner alten Bausubstanz weitgehend erhalten. Daher gilt er als der Älteste erhaltene Profanbau und als eindrücklichstes Zeugnis der Ritterzeit im Kanton Luzern. Durch die Restauration in den Jahren 1984 - 1986 sind die Räume zu historisch wertvollen Kunstwerken geworden, so die geteilte Stube aus dem ausgehenden 16. Jahrhundert (im 1. Obergeschoss), der Rittersaal mit Freskenmalereien aus dem frühen 17. Jahrhundert (im 2. Obergeschoss) und die vollkommen erhaltene spätgotische Stube (im Dachgeschoss). Wichtig war den Restauratoren auch die Wiederherstellung des Schlosshofes sowie der Aussentreppen und Lauben auf der Südseite des Turmes. Ratsherr Josef Leu von Ebersol Eine bedeutende Rolle in der neueren Luzerner Geschichte spielte Ratsherr Josef Leu von Ebersol (1800 – 1845). Er war eine führende Persönlichkeit in der konservativ-demokratischen Bewegung und kämpfte gegen aristokratische und antikatholische Einrichtungen. Grossrat und Erziehungsrat Josef Leu gehörte zu den geistigen Vätern der luzernischen Staatsverfassung von 1841, die dem Kanton einen Ausbau der direkten Demokratie brachte. Nach dem zweiten Freischarenzug fielen Drohungen gegen Ratsherrn Josef Leu, und in der Nacht vom 20. auf den 21. Juli 1845 wurde er in seinem Schlafzimmer von einem politischen Gegner ermordet. Hohenrain-Lieli Mit einem Ja-Stimmen-Anteil von fast 83 Prozent in Hohenrain und über 93 Prozent in Lieli hat die Bevölkerung der beiden Gemeinden im November 2005 Ja zur Fusion gesagt. Der Zusammenschluss erfolgte auf den 1. Januar 2007. Die Fusion war vor allem in Lieli, aber auch in Hohenrain, schon länger ein Thema. Beide Gemeinden machten Vorabklärungen in den Projekten "Kooperationsprojekt Region Hochdorf" und "Verwaltungsgemeinschaft Hitzkirch". Beide konnten sich für keine dieser Varianten entscheiden. Auf der anderen Seite waren die Beziehungen zwischen Hohenrain und Lieli schon immer sehr stark, so, dass nach Einführung des Finanzausgleiches Lieli Hohenrain ersuchte, die Fusion zu prüfen.
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