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Geschichte

Vom römischen Gott Merkur bis zur Fusion

Jungsteinzeitliche Bauernfamilien und Helvetier

Die Gegend von Hohenrain ist nicht nur eine vielseitige Natur-, sondern auch eine alte Kulturlandschaft. Schon vor 6000 Jahren lebten am Baldeggersee die ersten Bauern. Diese jungsteinzeitlichen Bauernfamilien ernährte nsich neben der Jagd, dem Fischfang und wilden Früchten bereits vom Ackerbau und der Viehzucht.

Aus der mittleren Bronzezeit (1550 -1300 v. Chr.) stammt ein Fund von 25 teils ganzen, teils nur in Bruchstücken erhaltenen Schwertern. Sie wurden 1861 im Gebiet Rossweid in der Oberillau bei der Trockenlegung von sumpfigem Wiesland unter einem Findling entdeckt. Möglicherweise handelte es sich um ein Händlerdepot oder wegen der zum Teil kreisförmigen Anordnung der Schwerter um die Opfergabe an eine Gottheit.

Auch die keltische Bevölkerung aus der jüngeren Eisenzeit (Latenezeit, vom 5. Jh. bis 58 v. Chr.) - die Helvetier – hinterliess dank ihren Grabbeigaben wie Schmuck und Waffen ihre Spuren in Kleinwangen und beim Hof Unterhilti.

Römische Gutshöfe am Lindenberg

In römischer Zeit - ab etwa 15 v. Chr. - war der Lindenberg mit einem Netz von Gutshöfen überzogen. Erstmals wurden die sonnigen und für den Landbau geeigneten Westhänge des Lindenberges als Lebensraum entdeckt. Römische Veteranen (ehemalige Offiziere), die bei ihrer Entlassung aus dem Militärdienst als Geschenk des Staates ein Grundstückzugewiesen erhielten, und vornehme Helvetier, die sich im römischen Heer verdient gemacht hatten, bauten sich hier ihre Gutshöfe. Mit Hingabe widmeten sie sich der Landwirtschaft und dem Bau ihrer Villen, um auch nördlich der Alpen auf die angenehmen römischen Lebensgewohnheiten nicht verzichten zu müssen. Grossen Wert legten sie auf die Badeanlagen mit Schwitzraum, Kalt-, Lau- und Warmwasserbad und auf geheizte Winterwohnräume. Die Erwärmung des Wassers und der Winterräume, die teilweise mit Mosaikböden und Wandmalereien ausgestattet waren, erfolgte durch die Hypokaustheizung (ähnlich der heutigen Boden- und Wandheizung). Der Wohnkomfort der römischen Villen wurde bei uns erst wieder zu Beginn des 20. Jahrhunderts erreicht. Die Römerbrachten auch den Weinbau, die ersten Steinobstbäume sowie gute Getreidesorten und neue Gemüsearten in unsere Gegend.

In den Ruinen einer Villa oberhalb von Ottenhusen entdeckte man 1849 bei Grabungsarbeiten die bekannte Bronzefigur des römischen Gottes Merkur. Merkur war der Gott des Handels und des Wohlstandes. Die mit einem Mantel bekleidete 30.5 cm grosse Sitzfigur trägt unverkennbare Gesichtszüge des Kaisers Trajan (98-117 n. Chr.) und zählt zu den bedeutendsten Kleinplastiken der römischen Schweiz. Sie befindet sich heute im Naturmuseum Luzern.

Von einer blühenden römischen Kultur in unserer Gemeinde zeugen auch Funde aus Gutshöfen in Ferren, Kleinwangen und Lieli sowie Streufunde von Münzen, Werkzeugen und Keramikscherben. Besonders wertvoll sind die Wandmalereien, die 1876 im Muracher bei Ferren freigelegt worden sind.

Alemannische Landnahme

Die römischen Villen unserer Gegend gingen wohl bei den ersten Alemanneneinfällen in den Jahren 259/260 und 298 in Schutt und Asche unter. Die frühmittelalterliche Landnahme der Alemannen verlief dann friedlicher. Die alemannischen Siedler übernahmen zuerst das offene, von den römischen Gutsbesitzern verlassene Land, bevor sie etwa ab 600 unser Gebiet dichter und dauerhaft besiedelten. Anfänglich betrieben sie vorwiegend Viehzucht. Daneben gewann der Getreideanbau in Form der Dreifelderwirtschaft stets an Bedeutung. Wenn die Felder nicht mehr ausreichten, wurde gerodet. So wurden allmählich abgelegenere und höhergelegene Gebiete besiedelt, und es entstanden die für unsere Gegend typischen Weiler- und Einzelhofsiedlungen. Die Weiler Ferren, Günikon, Oberebersol, Unterebersol und die Dörfer Kleinwangen, Lieli und Ottenhusen dürften aus Teilungen grosser alemannischer Urhöfe - auf dem Boden ehemaliger römischer Gutshöfe - entstanden sein. Die germanischen Hofgründersetzten sich in vielen Fällen im Siedlungsnamen ein Denkmal, so zum Beispiel ein Uoto oder Otto in Ottenhusen oder ein lllo in der IIlau. In den Hofnamen Grüt und Schärrüti kann man noch heute das durch Roden - durch Reuten - urbar gemachte Land erkennen. Die vielen Büel/Bühl-Namenunserer Gemeinde - Büele, Geissbüel, Helgenbüel, Leisibüel, Stockbüel, Waldisbüel – verraten dagegen die Form des Geländes, bedeutet Büel/Bühl (althochdeutsch buhil, mittelhochdeutsch bühel) doch Abhang, Hügel. An einem Hang (althochdeutsch wang) liegt auch Kleinwangen. Der Name Lieli könnte sich aus dem althochdeutschen Wort „liola" für Waldrebe/Niele gebildet haben.

Grabfunde in Ferren und Kleinwangen geben ebenfalls Zeugnis von unseren alemannischen Vorfahren. Neben alemannischen Siedlern lebten wohl noch längere Zeit helvetisch-römische Bevölkerungsgruppen (sogenannte Keltoromanen) in unserer Gegend. Nähere Aufschlüsse über die frühmittelalterliche Siedlungsgeschichte unserer Gemeinde könnte die anthropologische Auswertung der 365 Skelette geben, welche 1984 bei der Restaurierung des Turmes Roten im Bereich des sogenannten „Schlosshöfli" ausgegraben wurden. Das grossangelegte hochmittelalterliche Gräberfeld beweist auch die Existenz einer frühen, karolingischen Kirche (vor dem Kirchenbau der Johanniter um 1200), welche bei archäologischen Sondierungen entdeckt wurde. Die Skelette liegen heute unbearbeitet im Depot der Kantonsarchäologie Luzern.

Erste schriftliche Erwähnung

Die eigentliche Geschichte Hohenrains beginnt mit dem Eintrag de rSiedlungsnamen „Farrihchin" und „Lielae" - heute Ferren und Lieli - ins Zinsgüterverzeichnis der Fraumünsterabtei Zürich im Jahre 893. Das Jahr 893 ist aber historisch umstritten.

Johanniter in Hohenrain

Angelpunkt dieser Geschichte wurde für einige Jahrhunderte die Johanniterkommende. Sie wurde - sehr wahrscheinlich - um 1180 von Ritter Rudolf von Hohenrain gegründet. Bei den Johannitern handelt es sich um den ältesten geistlichen Ritterorden. Er entstand um 1100 in Jerusalem und machte es sich zur Pflicht, Heiliglandpilger zu verpflegen und ihnen bewaffneten Schutz zu gewähren. Diesen Schutz übernahmen die Ordensritter, während die Ordenspriester für die religiöse Betreuung und die Ordensbrüder in dienender Liebe für die Pflege der kranken Pilger verantwortlich waren.

Das Zeichen der Johanniter war und ist das achtspitzige weisse Kreuz auf schwarzem Mantel. Der Orden hatte im Mittelalter ungefähr 700 Niederlassungen, so genannte Kommenden. Auf dem Gebiet der heutigen Schweiz wurden bis Ende des 15. Jahrhunderts 28 Johanniterhäuser gegründet, wovon viele aber bald wiedereingingen.

Unsere Kommende - und mit ihr auch der Name unserer Gemeinde - wird in einer Schenkungsurkunde aus dem Jahre 1182 erstmals erwähnt. In dieser Urkunde bestätigen die Erben des in den Orden eingetretenen Edlen Ludwig von Malters, dass dieser sein Gut zu Schongau dem Johanniterhaus in Hohenrain vermacht habe. Über die Gründung selbst sind keine zeitgenössischen Quellen erhalten. Nach Gottfried Boesch, dem Erforscher der mittelalterlichen Geschichte der Kommende Hohenrain, darf mit grosser Wahrscheinlichkeit Ritter Rudolf von Hohenrain, ein Dienstmann der Freiherren von Eschenbach, als Gründer der Kommende angesehen werden. Ritter Rudolf verschenkte vermutlich einigeJahrevor1182seineBurg und sein Gut den Johannitern und

trat selber in den Orden ein. Nach der Umwandlung dieses Stammsitzes in ein Ordenshaus soll sich die Familie nach Kleinwangen zurückgezogen und dort auf dem Rütihubel eine neue Burg errichtet haben. Somit könnte Ritter Rudolf von Hohenrain mit Rudolf von (KIein-)Wangen identisch sein, der in späteren Quellen als Stifter der Kommende genannt wird. Professor Boeschs einleuchtende, aber mangels zeitgenössischer Urkunden und Akten nicht restlos geklärte Gründungsgeschichte unseres Ordenshauses liesse sich wohl am ehesten durch weitere archäologische Sondierungen erhärten oder korrigieren.

Bei der Gründung der Johanniterkommende in Hohenrain scheinen die mächtigen Freiherren von Eschenbach einen entscheidenden Einfluss ausgeübt zu haben. Denn mit der Kommende entstanden eine Herberge und ein Johannesspital zur Aufnahme und Pflege von Jerusalempilgern wie auch eine Ordensburg, von der aus ein Teil des von den Eschenbachern beherrschten Gebietes und die damals wichtige Strasse von Luzern über Alt-Eschenbach, Hohenrain, Hitzkirch in den Aargau überwachtwurde. Die Kommende blühte rasch auf und konnte bereits im 13. Jahrhundert durch Schenkungen, Kauf und Abtausch von Gütern ein kleines Herrschaftsgebiet in ihrer unmittelbaren Umgebung aufbauen. In diesem Gebiet, das sich ungefähr mit den Grenzen der heutigen Einwohnergemeinde deckt, übten die Ordensritter die niedere Gerichtsbarkeit - Twing und Bann - aus. Sie hatten für Recht und Ordnung zu sorgen. Weitere Güterbesassen die Johanniter vor allem im übrigen Seetal, in der Gegend von Sursee und im benachbarten Aargau.

Das Ordenshaus kam auch schon früh in den Besitz der Kirchen von Kleinwangen, Römerswil, Aesch, Abtwil, Dietwil und Seengen samt deren Einkommen und Rechte.

In der Kommende lebten bis zu zehn Ordensritter; manche bereiteten sich auf den Ritterdienst im Heiligen Land vor. Dem raschen Aufschwung folgte ein ebenso rascher Niedergang. Misswirtschaft und hohe Abgaben an die Ordensleitung auf Rhodos führten ab 1300 zu Güterverkäufen und Schulden. So erstaunt es nicht, dass das Ordenshaus nach dem Burgrechtsvertrag mit Luzern im Jahre 1413 immer enger unter die Fittiche des aufstrebenden und in die Landschaft ausgreifenden Stadtstaates geriet. Wegen andauernder Schuldenwirtschaft und Vernachlässigung der seelsorgerlichen Pflichten weitete sich der obrigkeitliche Schutz seit dem 16. Jahrhundert - zur Zeit der Reformation – immer mehr zur staatlichen Aufsicht aus. Der Untergang der Alten Eidgenossenschaft im Jahre 1798 leitete auch das Ende der Johanniterkommende Hohenrain ein. Die mittelalterlichen Feudalrechte wurden aufgehoben, Zehnten und Grundzinse, die das wirtschaftliche Rückgrat der Kommende bildeten, als ablösbar erklärt. Die Aufhebung der geistlichen Fürstentümer in Deutschland erschütterte auch die Rechtsgrundlagen der Kommenden in der Schweiz. Um zu verhindern, dass die Johannitergüter von Hohenrain in den Besitz ausländischer Fürstenhäuserübergingen, verfügte die Luzerner Regierung 1807 die Liquidation des verschuldeten Ordenshauses und übernahm dessen Güter zuhanden des Kantons. Der letzte Komtur, Johann Freiherr von Ligertz, wurde mit einer angemessenen Rente auf Lebenszeit versehen. Er konnte seine alten Tage in Hohenrain verbringen. Ein Bild des Malers August Frey im ersten Obergeschoss des Turmes Roten zeigt den beliebten alten Herrn Geige spielend inmitten fröhlicher Hohenrainer Kinder. Mit dem Tod des Komturs am 29. Mai 1819 erlosch ein bedeutendes Kapitel der Geschichte von Hohenrain. Schon am folgenden Tag nahm der Kanton Luzern endgültig Besitz von der Kommende samt den drei grossen landwirtschaftlichen Liegenschaften mit rund 400 Jucharten (ungefähr 145 Hektaren) Land und Wald. 1847 eröffnete der Kanton in den Gebäuden der Kommende die kantonale Taubstummenanstalt, womit die Kommende wiederum einem karitativen Zweck diente.

Turm Roten und Komturhaus

Der Turm Roten, der alte Wohnturm der Kommende, ist das markante Wahrzeichen der Gemeinde. Der Roten wurde um 1300 gleichzeitig wie der Wasserturm in Luzern gebaut und ist in seiner alten Bausubstanz weitgehend erhalten. Daher gilt er als der älteste erhaltene Profanbau im Kanton Luzern. Durch die Restauration in den Jahren 1984-86 sind die Räume zu historisch wertvollen Kunstwerken geworden. Besonders zu erwähnen sind die geteilte Stube aus dem ausgehenden 16. Jahrhundert im 1. Obergeschoss, der Rittersaal mit Freskenmalereien aus dem frühen 17. Jahrhundert im 2. Obergeschoss und die vollkommen erhaltene spätgotische Stube im Dachgeschoss. Wichtig war den Restauratoren auch die Wiederherstellung des Schlosshofes sowie der Aussentreppen und Lauben auf der Südseite des Turmes. Ganz unerwartet sind 2007 bei Renovationsarbeiten im Komturhaus frühgotische (Ende 13. Jahrhundert) Wandmalereien von ungefähr15 m2 entdeckt worden. Sie stellen drei Szenen aus dem Martyrium Johannes des Täufers, des Schutzpatrons der Johanniter, dar. Die einzigartigen Wandmalereien sind von sehr hoher kunsthistorischer und ordensgeschichtlicher Bedeutung. Für den Kanton Luzern und die Kommende Hohenrain darf der Fund - gemäss Denkmalpflege - als sensationell bezeichnet werden. Im Kanton Luzern sind keine weiteren hochmittelalterlichen Wandmalereien in Profanbauten bekannt. Diese Malereien sind nur mit dem Freskenzyklus der St. Martins-Kirche Kirchbühl bei Sempach vergleichbar. Auf Initiative des Rotary Clubs Luzern-Seetal wurde 2010 im Roten ein Lift eingebaut, damit der dreistöckige Turm mit seiner einzigartigen Aussicht besser bewirtschaftet und allen zugänglich gemacht werden kann.

Burg Nünegg

Die Burg Nünegg oberhalb von Lieli, am Rande eines bewaldeten Bachtobels, dürfte aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammen. Sie bildete das Zentrum einer kleinen Rodungsherrschaft, die von den Grafen von Kyburg einem lokalen Ministerialengeschlecht verliehen wurde. Dieses nannte sich „von Lieli" und erscheint mit den Brüdern Walther und Werner de Liela erstmals 1223 in den Urkunden. Ihre Eltern hatten dem Johanniterhaus Hohenrain verschiedene Schenkungen gemacht. Der erwähnte Walther trat später selbst dem Johanniterorden bei. Nach dem Aussterben der Kyburger (1264] und der Übernahme der kyburgischen Rechte und Güter durch die Habsburger traten die Herren von Lieli in die Gefolgschaft von Habsburg. Als die Luzerner im Frühjahr 1386 - im Vorfeld des Sempacherkrieges - die habsburgischen Burgen im Seetal zerstörten, setzten sie auch die Burg Lieli in Brand. Die Burg blieb danach eine Ruine, die heute eine mittlere Mauerhöhe von 12 Metern aufweist. Besonders eindrücklich ist in der Südostecke der Bergfried mit über zwei Meter dicken Mauern. Wegen ihres neuneckigen asymmetrischen Grundrisses wird die Burg Nünegg genannt. Heute ist die Burgruine im Eigentum des Kantons Luzern und steht unter Denkmalschutz.

Ratsherr Josef Leu von Ebersol

Eine bedeutende Rolle in der neueren Luzerner Geschichte spielte Ratsherr Josef Leu von Ebersol (1800-1845). Er war eine führende Persönlichkeit in der konservativ – demokratischen Bewegung von 1831-1845. Seine Geisteshaltung war von Niklaus Wolf von Rippertschwand geprägt. Grossrat und Erziehungsrat Josef Leu gehörte zu den geistigen Vätern der luzernischen Staatsverfassung von 1841, die dem Kanton einen Ausbau der direkten Demokratie brachte. Dieser wichtigen Verfassungsabstimmung verdanken wir übrigens unsere etwas eigenwilligen Parteifarben: Die Befürworter der neuen Verfassung - die Konservativen - legten einen Stimmzettel mit rotem Aufdruck, die Gegner - die Liberalen - einen Zettel mit schwarzem Aufdruck in die Urne. In der Nacht auf den 20. Juli 1845 wurde der Volksführer und Bauernpolitiker Josef Leu von einem politischen Gegner ermordet. Doch sein Andenken lebt in seinen sozial-karitativen Werken weiter. So stiftete er als Gemeindepräsident das Altersheim Ibenmoos. Auch die Schwesterngemeinschaft Baldegg zählt ihn zu ihren Mitgründern und tatkräftigen Helfern. Die Gründerinnen dieser Ordensgemeinschaft - die Geschwister Hartmann vom Oberhilti - stammen übrigens auch aus unserer Gemeinde. Zum 150jährigenTodestag von Ratsherr Josef Leu wurde neben seinem Wohnhaus an der Strasse nach Hochdorf ein Bildstock gesetzt.

Badekuren im Ibenmoos und im Augstholz

Seit dem 15. Jahrhundert suchten in- und ausländische Kurgäste im Heilbad Ibenmoos und später auch im Bad Augstholz Erholung und Gesundung. Besonders Patrizier aus der Stadt schätzten das heilkräftige Wasser und die gesunde Luft. Beide Bädergaben im 19. Jahrhundert - Ibenmoos kurz nach 1830 und Augstholz nach kaum sechzigjährigem Bestehen um 1860 – den Kurbetrieb auf.

Da damals eine Badekur ohne gleichzeitige Pflege der Seele als wenig sinnvoll erachtet wurde, entstanden an beiden Orten auch Kapellen. Während von der Hauskapelle Augstholz nur noch ein barockes Altärchen im Landesmuseum zu sehen ist, lädt im Ibenmoos die Wallfahrtskapelle Maria zum Schnee zum stillen Verweilen und Beten ein.

Seetalbahnabzweigung nach Hohenrain

Bei der Planung der 1883 eröffneten Seetalbahn bestanden Pläneu nd Berechnungen für eine Abzweigung der Seetalbahn von Hochdorf nach Hohenrain, um Hohenrain als Aussichtspunkt den Reisenden zu erschliessen. Dieses Projekt wurde aber aus Kostengründen bereits in der Anfangsphase fallen gelassen.

Prägung der Landschaft

Unsere Landschaft wurde durch die eiszeitlichen Gletscher geprägt. Nebst den eiszeitlichen Moränenauflagen bildet Sandstein den Untergrund unseres Gemeindegebietes. Dieser tritt zum Teil noch an die Oberfläche, was besonders gut oberhalb von Lieli und der Liegenschaft Fohren zu sehen ist. Der Sandstein ist aber meistens von Schuttmassen der Gletscher bedeckt. Die Gletschervorstösse der Eiszeiten haben die Landschaft entscheidend gestaltet. So sind der Wilhubel bei Unterebersol, der Hubel Leisibüel bei Ottenhusen, der Rütihubel bei Kleinwangen und der Hubel bei Lieli typische vom Gletscher geformte Rundhöcker. Auch der sanft wellige Moränenzug von der Sennweid über die Liegenschaft Gölpi bis zum Buechwald im Ibenmoos wurde vor Jahrtausenden durch die Gletscher der Eiszeit gebildet. Die verschiedenen Geländestufen sind ebenfalls durch Gletschertätigkeit entstanden. Einen guten Überblick über das Gemeindegebiet erhält man vom gegenüberliegenden Hügelzug Erlosen. Aus dieser Perspektive sieht man auf den Höhen die grossflächigen Wälder. Es sind dies der Lieli-, Wanger-, der Güniker-und der Oberebersolerwald. In südöstlicher Richtung folgen der Ottenhusertannwald, der Steinbruch- und Kramiswald. Im Übrigen sind ausser dem grossen Buechwald oberhalb von Kleinwangen nur noch zerstreute, kleinflächige Waldstücke zu beobachten, oft entlang der talwärtsfliessenden Bäche.

Hohenrain setzt sich aus Einzelhöfen und verschiedenen Weilern und Dörfern zusammen. Im nördlichen Gemeindeteil liegt das Dorf Lieli. Am flachen Hang, oberhalb des Baldeggersees, zwischen reichen Obstgärten liegen der Weiler Ferren und das Dorf Kleinwangen. Sie zeigen, wie es unsere Vorfahren verstanden, Siedlungen harmonisch in die Landschaft einzufügen. Ganz anders die Kommende Hohenrain. Mächtig und erhaben steht die ehemalige Ordensburg weithin sichtbar auf einer Hügelkuppe. Zusammen mit der Pfarrkirche, dem Heilpädagogischen Zentrum und den Wohnquartieren Landschau, Märglenweid und Rebacker hat auch Hohenrain in den letzten Jahren einen Dorfcharakter erhalten. Die Weiler Ferren, Günikon, Unter- und Oberebersol haben ihr angestammtes Erscheinungsbild grösstenteils bewahrt. Ottenhusen, welches an der wichtigen Verbindungsstrasse vom Seetal ins Reusstal liegt, erhielt in den letzten Jahren durch rege Bautätigkeiteinen dörflichen Charakter.

Das ganze Gemeindegebiet wird landwirtschaftlich intensiv genutzt. Neben den ökologischen Ausgleichsflächen sind Magerwiesen nur noch an Wegborden und Waldrändern zu finden. Von den früheren Sumpfwiesen ist lediglich ein kleiner Rest im Heumoos an der Gemeindegrenze zu Hochdorf übriggeblieben. Die Wälder sind meistens angepflanzte, nicht natürliche Fichtenwälder. Etwas Ursprüngliches vermitteln die reinen Buchenwälder, die teilweise noch vorhanden sind.

Als Naturschönheit gilt das Hochmoor Ballmoos auf einer Höhevon 845 m ü.M. im Lieliwald. Das Ballmoos ist eines der letzten Bergföhrenhochmoore im Mittelland und botanisch sehr reichhaltig. Besonders erwähnenswert sind einige seltene Seggenarten, der fleischfressende Sonnentau und das zarte, auf Torfmoorpolstern hin kriechende Moosbeerpflänzchen und das Wollgras.

Unsere Gemeinde bietet eine reiche, vielseitige Naturlandschaft. Gepflegte Obstanlagen, Wiesen und Acker, Hecken und Wälder und die darin eingebetteten Siedlungen mit schönen Bauern- und einigen selten gewordenen Flarzhäusern (aneinandergebaute ehemalige Kleinbauern- und Heimarbeiterhäuser, besonders im Oberdorf Kleinwangen) – prägen das Landschaftsbild.

Gemeindefusion Lieli und Hohenrain per 1. Januar 2007

Die strukturellen Veränderungen, welche der Kanton Luzern Ende 1997 einleitete, erfassten auch unsere Region. Lieli als Kleinstgemeinde mit rund 200 Einwohnern schaute sich nach einem Partner um und entschied sich für einen Anschluss an Hohenrain, mit dem seit der Umteilung von der Pfarrei Hitzkirch zur Pfarrei Kleinwangen im Jahre 1806 freundschaftliche Beziehungen bestanden. Nach einer intensiven Projektphase stimmten die Stimmberechtigten der beiden Gemeinden Hohenrain und Lieli am 27. November 2005 der Fusion bei einer hohen Stimmbeteiligung grossmehrheitlich zu. Die Fusion trat am 1. Januar 2007 in Kraft. Übrigens: Lieli hat eine bewegte Geschichte. Als Teil des alten Amtes Hitzkirch gehörte es zu den Freien Ämtern, die seit 1425 als Untertanengebiet (gemeine Herrschaften) von den Acht Alten Orten verwaltet wurden. In der kurzen Zeit der Helvetik gehörte Lieli zum damaligen Kanton Baden, bevor es wie auch Hohenrain - ehemaliges Unertanengebiet Luzerns - 1803 eine Gemeinde des Kantons Luzern wurde.